Liebe Leserinnen und Leser,
einerseits ist ein „Ich hab’s ja immer schon gesagt“ der Tod jeder vernünftigen Diskussion. Andererseits stimmt es halt manchmal, und der Frust darüber, das immer Gleiche immer wieder erklären zu müssen, macht die Lage nicht besser. Ein heißer Kandidat als Immer-schon-gesagt-Thema ist Open Source im Allgemeinen und Freie Software im Besonderen. Wer ein Programm oder System verwendet, ist schnell davon abhängig, dass das Teil auch funktioniert. Bei Problemen hilft – ja, wer? Der Hersteller? Vielleicht irgendwann. Doof, wenn der kein Interesse hat oder das Geschäft aufgegeben hat. Ein anderer Experte? Hat keine Chance, wenn der Code proprietär ist, man keine Quellen erhält, oder das Ganze nur in der Cloud läuft. So ging es Ende der 1970er Jahre einem Entwickler am berühmten Massachusetts Institute of Technology, dem MIT: Richard M. Stallman, Mitarbeiter am AI Lab (ja, damit ist Forschung zu KI gemeint, die gab es damals auch schon). Er wollte einen Druckertreiber verbessern, aber die Lizenzen und Praktiken des Herstellers verhinderten das. Aus seinem Frust entstanden das GNU-Projekt und die Freie-Software-Bewegung.
Wir spulen jetzt mal vor in die Gegenwart: Die Probleme sind geblieben, die Lösungen auch. Neu ist der Name: Digitale Souveränität. Open Source und Freie Software sind in gut vierzig Jahren unfassbar stark gewachsen. Trotzdem müssen sie sich immer wieder aufs Neue erklären und ewig Gestrige in Politik, Behörden und Unternehmen überzeugen, die digitale Souveränität für verzichtbar halten oder sie relativieren.
Die Artikel der aktuellen Ausgabe im Überblick:
- Netzfund: Argumentationshilfe digitale Souveränität
- Cloudflare: Wenn Sie nichts bemerkt haben, haben Sie alles richtig gemacht
- Hurra? Das NIS2UmsuCG ist da
- Wussten Sie schon: Bayern definiert „digitale Souveränität“ neu – mit Google und Microsoft
- Der Witz zum Schluss
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen unseres Firmenbriefes und hoffen, dass Sie darin interessante Neuigkeiten finden.
Die KMU-Firmenbrief-Redaktion
Netzfund: Argumentationshilfe digitale Souveränität
Das Medienportal Golem hat eine Argumentationshilfe veröffentlicht, die von den Gefahren ausgehend (Verlust des Datenzugriffs, rechtlicher Rahmen, Imageverlust) „Strategien für klügere Gespräche“ vorschlägt, die sich in der Praxis bewährt haben. Ziel ist es, die eigene digitale Souveränität zu erhöhen… mehr erfahren
Cloudflare: Wenn Sie nichts bemerkt haben, haben Sie alles richtig gemacht
Haben Sie es gemerkt? Waren Sie betroffen? Ein großer Teil des Internets war Mitte November nicht erreichbar. Am Dienstag, den 18.11.2025, erlitt ein zentraler Dienst im Internet seine größte Auszeit seit 2019: Cloudflare. Wenn Sie nichts bemerkt haben, waren Sie wohl kein Kunde von Cloudflare und nutzten keine Web-Dienste, die Kunden des Quasi-Monopolisten sind… mehr erfahren
Hurra? Das NIS2UmsuCG ist da
Bereits 2020 trat in Europa eine Regulierung in Kraft, die Ende 2025 – gerade noch rechtzeitig vor dem Jahreswechsel – auch für Deutschland in geltendes Recht umgesetzt wurde: Im November hat der Bundesrat dem „NIS2 Umsetzungs- und Cyberresilienzstärkungs-Gesetz“, kurz NIS2UmsuCG, zugestimmt. Das Abkürzungsungetüm bringt zwar keine Überraschungen, doch bindende, neue Vorgaben vor allem für Firmen der kritischen Infrastruktur KRITIS… mehr erfahren
Wussten Sie schon: Bayern definiert „digitale Souveränität“ neu – mit Google und Microsoft
Bayerns Digitalminister meint, ein von Google geplantes und in Bayern betriebenes Rechenzentrum würde die digitale Souveränität Bayerns und Europas verbessern: „Bayern wird zur Drehscheibe für die digitale Souveränität Europas“.
Die bayerische Staatsregierung hat eine Kommunikationsoffensive gestartet, mit der man nicht nur Rechtfertigung für die eigenen Entscheidungen sucht, sondern auch zu erklären trachtet, warum der Einkauf einer Komplettlösung für über eine Milliarde Euro aus einem nicht zu kontrollierenden Drittstaat dennoch „digital souverän“ sei… mehr erfahren
Der Witz zum Schluss
Zu guter Letzt hoffen wir, dass Ihnen unser Skalierungs-Witz des Monats gefällt: Er erklärt außerordentlich anschaulich, warum es so wichtig ist, jede denkbare Software-Funktion allgemeingültig und hoch optimiert zu entwickeln.
Bis zum nächsten Mal,
Ihr Redaktionsteam